Das ist das Ergebnis einer Drückjagd, die vor wenigen Tagen in einem wildreichen Forstrevier in Brandenburg stattgefunden hat. Und das ist bei Leibe kein Ausreißer. Von vielen Drückjagden der letzten Wochen hören wir immer wieder, dass die Strecke weit hinter den vernünftigen Erwartungen zurückgeblieben ist.
Hat das etwas zu bedeuten, und wenn ja, was?
Dass im Jagdjahr 2018/2019 die Schwarzwildstrecken und Rehwildstrecken mancherorts stark zurückgegangen sind, haben wir bislang auf außerordentliche Einflüsse zurückgeführt, zum Beispiel auf den extrem heißen und trockenen Sommer und die zunehmende Zahl von Wölfen und anderes mehr. Aber geringere Strecken bei Drückjagden machen nachdenklich.
Streckenstatistiken
Belastbare Statistiken liegen uns für ganz Deutschland für das Jagdjahr 2016/2017 vor. Sie sind 2 Jahre später nicht besonders hilfreich. Denn eine Betrachtung zum Beispiel der Schwarzwildstrecken über 10 Jahre zeigt, dass sie stark schwanken, aber Schwarzwild tendenziell kontinuierlich zugenommen hat. Das Gleiche gilt für Rehwild.
Aber: Verzicht auf Nachhaltigkeit
Die beiden letzten Jagdjahre haben aber – leider! – wesentliche Änderungen der Jagdstrategien mit sich gebracht, die sich nach unserem Dafürhalten zum einen auf die Jagdethik und zum anderen insbesondere auf die Nachhaltigkeit auswirken. Abschusspläne für Rehwild sind aufgehoben und Rehwild wird deshalb nur noch dort jagdlich korrekt bewirtschaftet, wo der Jagdausübungsberechtigte nachhaltig jagt, also der Hegeverpflichtung der Förderung und Erhaltung eines artenreichen und gesunden Wildbestandes unter Beachtung der vorrangigen Interessen der Landwirtschaft und Forstwirtschaft nachkommt.
Schlimmer ist es beim Schwarzwild. Der Popanz der näherkommenden afrikanischen Schweinepest hat dazu geführt, dass vielerorts sogar die Weidgerechtigkeit auf der Strecke bleibt. Schon zu Saufängen kann man geteilter Meinung sein, wir lehnen sie ab. Das Gleiche gilt, wenn man dazu übergeht, führende Bachen schon dann zu schießen, wenn die Frischlinge ihre Streifen verloren haben, oder wo der Schutz der Muttertiere überhaupt ausgesetzt wird.
Wir haben im vergangenen Jahr in einer Reihe von Fällen beobachtet, dass, aus welchen Gründen auch immer, Schwarzwild und Rehwild nicht mehr bewirtschaftet, sondern außerordentlich stark bejagt wird – Rehwildjagd ist für viele, vor allem Forstleute, schon Schädlingsbekämpfung. Die Jäger in Bayern haben in der Jagdsaison 2017/18 so viele Wildschweine wie noch nie erlegt. Das Landwirtschaftsministerium in München bezifferte die „Rekordstrecke“ auf mehr als 95 000 Tiere; das waren 34 000 Schwarzkittel mehr als im Vorjahreszeitraum. Ähnliches gilt auch für Thüringen. In 2018/2019 dürften diese Strecken nochmals gestiegen sein, und in Brandenburg wurde im vergangenen Jahr mit angeblich knapp 90 000 Schwarzkitteln ein neuer Höchststand erreicht.
Wie also geht es weiter?
Das nächste und vielleicht noch das übernächste Jagdjahr werden uns zeigen, ob wir es mit dem gegenwärtigen Zustand nur zufällig einmal schlecht getroffen haben und natürliche Schwankungen im Wildbestand vorliegen, oder ob immer mehr Jäger landauf landab dazu übergegangen sind, nur noch Beute zu machen und nicht mehr zu hegen.
Hoffentlich nicht!
Zum Schluss
Mit den besten Wünschen für ein friedliches Weihnachtsfest und ein vor allem auch jagdlich befriedigendes und erfreuliches Jahr 2019 und mit einem kräftigen Weidmannsheil verabschieden wir uns für dieses Jahr von allen unseren Jagdfreunden, allen anderen Freunden und den Besuchern unserer Website.
Ihr
Dr. Wolfgang Lipps