biene4Stiller Tod – seit Jahren unaufhaltsam

Hunderte von wissenschaftlichen Studien bestätigen seit vielen Jahren das langsame aber stetige Bienensterben.

Das ist eine dramatische Entwicklung, denn: „stirbt die Biene, stirbt der Mensch“ (unser Blogbeitrag vom 14. Juli 2011). Dem wird inzwischen niemand mehr widersprechen, aber gleichzeitig sind die Anstrengungen, hier Abhilfe zu schaffen, eher ungenügend bzw. – das muss leider festgestellt werden – auch direkt lustlos, wenn nicht sogar durch Lobby-Arbeit von Chemieriesen und der Agrarwirtschaft torpediert!

Beispiel: Neonicotinoide

Insektizide aus dieser Gruppe stehen seit langem im Verdacht, für das Bienensterben in Europa mitverantwortlich zu sein. Die Gruppe bezeichnet gegen Insekten hochwirksame synthetisch hergestellte Wirkstoffe, die einen bestimmten Rezeptor in den Nervenzellen beeinträchtigen, was zu Krämpfen und schließlich zum Tod der Insekten führt.

Aufgrund mehrerer alarmierender Gutachten beauftragte die EU-Kommision daraufhin im April 2012 die EFSA (Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit) mit der Erstellung eines Gutachtens. Im Januar 2013 wurde das veröffentlicht, es hatte die Mittel Clothianidin, Imidacloprid und Thiamethoxan untersucht. Die Ergebnisse zeigen, dass es sehr wohl Risiken für Bienen gibt, aber die Studie konnte mangels vollständiger Daten nicht abgeschlossen werden und die Wirkungen auf andere Bestäuber konnten nicht untersucht werden. Die EU-Kommission schlug daraufhin eine vorläufige Beschränkung der Verwendung dieser Mittel vor, die Mitgliedstaaten konnten sich – wie so oft – natürlich nicht einigen, und so setzte die Kommission ihren Vorschlag einfach dahingehend um, dass die Mittel nur noch für gewerbliche Anwendungen bzw. für bestimmte Kulturen gar nicht mehr oder nur noch nach der Blüte zulässig sind. Das ganze wurde vorbehaltlich näherer Erkenntnisse auf zwei Jahre beschränkt.

Sehr wirksam war und ist das also nicht, das Bienensterben geht weiter!

Neue Erkenntnisse

Da die Neonicotinoide immerhin 40% des milliardenschweren Marktes der Insektizide ausmachen, sind einerseits die Industrie und Agrarlobby natürlich am Erhalt dieses Marktes höchst interessiert, verstärken sich andererseits aber richtiger Weise die wissenschaftlichen Anstrengungen, die Rolle dieser Mittel beim Bienensterben endgültig zu klären. Seit Jahren arbeiten deshalb Forscher in einer „Task Force on Systemic Pesticides“ (TFSP) daran und haben nunmehr, gestützt auf ca. 800 wissenschaftliche Studien (offizielle Quellenangabe allerdings: 150 Studien) eine Meta-Studie veröffentlicht: „Worldwide Intergrated Assessment“ (Voller Titel: „Worldwide Integrated Assessment of the Impact of Systemic Pesticides on Biodiversity and Ecosystems – A review of the direct and indirect effects of neonicotinoids and fipronil on vertebrate wildlife“).

Danach ist das Bienensterben tatsächlich nur der auffälligste Teil des Schadens, den die untersuchten Wirkstoffe anrichten.

Was bedeutet das ?

Es bedeutet zunächst, dass sich die Erkenntnis durchsetzen muss, wie schädlich diese Mittel sind. Sie ziehen natürlich große Teile der Nahrungskette in Mitleidenschaft, weil zu einen die Bestäuber, gerade die Bienen, weniger werden und damit durch fehlende Befruchtung von Pflanzen immer größere Produktionsausfälle entstehen. Die führen eben im Extremfall zu „…stirbt der Mensch!“. Zudem ernähren sich auch viele Tiere von behandelten Pflanzen, die das Gift in der Nahrungskette an ihre Fressfeinde weitergeben können. Auch verbreiten sich die Insektizide im Wasser und im Boden und gelangen so in weitere Tiere und deren Fressfeinde.

Der Verbreitungsschaden ist also kaum abzuschätzen.

Letztlich wird durch verringerte Mengen an Insekten auch die Vogelpopulation dezimiert – so soll in den letzten drei Jahrzehnten die Zahl der Feldvögel bereits um mehr als die Hälfte abgenommen haben, was natürlich nicht allein den Insektiziden angelastet werden kann. Aber ein Zusammenhang ist da.

Und das bedeutet zum anderen: die zuständigen Behörden sollten endlich beginnen, ein Verbot der Neonicotinoide ernsthaft in Angriff zu nehmen. Denn: „wer zu spät kommt, denn bestraft – leider nicht das Leben, sondern letztendlich der Tod!“.

Ein nachdenklicher und besorgter Geschäftsführer Dr. Wolfgang Lippsbiene2

 

 

 

 

Empfohlene Artikel