Mit dieser Schlagzeile macht die Märkische Oderzeitung (MOZ) auf ihrer Titelseite am 17. Februar auf und ergänzt: Landesregierung wegen anhaltend hoher Tierbestände in der Kritik / Jungbäume gefährdet.
Nun weiß der insoweit wenig verwöhnte Leser dieser beliebten Provinzzeitung, dass man dort nur unzureichend recherchiert und insbesondere Jagdthemen überwiegend falsch darstellt. Das ist ärgerlich, aber die Blattmacher sind erfahrungsgemäß unbelehrbar.
Eine echte Falschmeldung ist allerdings nicht mehr nur ärgerlich, sondern peinlich! Denn der jagdliche Laie, und das dürften 99% der Leser sein, entnimmt dieser groß aufgemachten Meldung: „die brandenburgischen Jäger“ schießen zwar mehr als im Vorjahr, aber das ist nur ein Indiz für noch schneller wachsende und damit erhöhte Wildbestände, die den geliebten Wald kaputtfressen. Da müsste dann noch mehr aufgeforstet werden, und das koste das Geld des Steuerzahlers. Die Zeitung zitiert: „Dass der Steuerzahler für die laxe Umsetzung der jagdlichen Vorgaben im Landeswald aufkommen muss, ist ein Skandal„. (Fettdruck vom Unterzeichneten).
Was will uns also die MOZ, diese Zierde des ländlichen Journalismus, damit sagen?
Die Jäger sind mal wieder schuld!
Allerdings ist der Artikel eben eine – entweder bewußte oder miserabel recherchierte – Irreführung. Was der durchschnittliche Leser nämlich nicht mitbekommt, ist die im Artikel allerdings erwähnte Tatsache, dass hier nur der Vorstand des ökologischen Jagdverbandes (ÖJV) Mathias Graf von Schwerin zitiert wird. Ob der alle seine Mitglieder hinter sich hat, weiß man nicht. Selbst wenn aber: das sind nicht „die Jäger“, sondern, mit Verlaub, ein paar Hanseln.
Im Jagdjahr 2014/15 hatten in der Bundesrepublik Deutschland nämlich 374.084 Personen einen Jagdschein, gegenüber 369.314 im vorigen Jagdjahr. Davon repräsentiert der Deutsche Jagdverband (DJV) 289.098 Jäger und Jägerinnen, also 77% aller Jagdscheininhaber. Demgegenüber hat der ÖJV , der, sicher wohlweislich, keine Mitgliederzahlen veröffentlicht, am 7. Mai 2014 gegenüber Wikipedia die Zahl seiner Mitglieder mit „rund 1500“ angegeben.
Das sind ziemlich genau 0,41% der gesamten Jägerschaft bzw. 0,52% der DJV-Mitglieder!
0,4% – und das nennt die MOZ „die Jäger“. Denn dass dort nur „Jäger“ und nicht „die Jäger“ oder „alle deutschen Jäger“ oder so steht, versteht niemand dahingehend, dass damit nur „einige wenige Jäger, wenn überhaupt“ gemeint sein könnten.
Tatsächlich ist der Landesjagdbericht des Landes Brandenburg, den man im Internet findet, sehr interessant. Er zeigt, dass im Großen und Ganzen die Jägerschaft ihrer Aufgabe der nachhaltigen Hege eines gesunden und artenreichen Wildbestandes im Einklang mit der Landschaft und den Land- und Forstnutzern hervorragend nachkommt. Er zeigt auch, wo regional oder partiell stärker oder weniger stark in Wildbestände eingegriffen werden muss, und dass natürlich von den immer wieder gebetsmühlenartig beklagten „überhöhten Wildbeständen“ nur ganz punktuell gesprochen werden kann, und dass dort reguliert werden muss und reguliert wird. Dass es durchaus zu Meinungsverschiedenheiten zwischen Forstleuten und Jägern kommen kann, liegt in der Natur der Sache bei zwei sich überschneidenden Nachhaltswirtschaften und bei voneinander oft verschiedenen Wertvorstellungen von Wald und Jagd – nichts, das sich zwischen vernünftigen Partnern nicht lösen ließe.
Dümmliche Vereinfachungen in der Presse und schlagwortartige Berichterstattung sind da natürlich wenig hilfreich.
Ihr Dr. Wolfgang Lipps