Wild und Hund hat im Oktoberheft den neuen nordrhein-westfälischen Umweltminister Johannes Remmel interviewt, der, wie man bald merkt, wenn man es nicht wüsste, von den Grünen gestellt wird. Beim Lesen dieses Interviews breitet sich merkliches Unwohlsein aus, obwohl der Herr Minister sich grosse Mühe gegeben hat, die Tellereisen seiner Denke mit dichten Leerformeln zu verblenden!

So meint er z.B. – was noch ganz verständlich klingt, es aber beim näheren Hinsehen überhaupt nicht ist – er halte die „nachhaltige Jagd“ auch da für „möglich“, wo sie „ohne Schaden für Tier- und Naturschutz betrieben wird“. Dieser angesichts unseres „Grundgesetzes“ in § 1 BJagdG zumindest verquere wenn nicht entlarvende Satz steht im Zusammenhang damit, dass er demgegenüber andernfalls die Jagd dort befürwortet, wo sie „biologisch notwendig“ ist – was immer das heissen mag. Mit diesen Formeln kann man sich nach jeder Richtung hin erklären und verstecken, oder?

Dann geht´s etwas mehr an´s Eingemachte. Nach der Lieblingsfloskel von den überhöhten Schalenwildbeständen (jedenfalls mancherorts nur, immerhin) meint der Herr Minister, unser Jagdrecht gehe eher „von der Perspektive der Jägerinnen und Jäger aus“, wohingegen es doch von der „Perspektive der gesamtgesellschaftlichen Anforderungen“ ausgehen sollte. Klingt erst mal hübsch und verleitet dazu, zu glauben, er meine vielleicht den § 1 des LJagdG Brandenburg, wonach die Hege eines gesunden und artenreichen Wildbestandes eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe ist.

Meint er aber nicht. Denn für ihn ist die Welt nicht für die Jäger da, sondern die Jäger für die Welt, soll heissen, die Jäger seien für das Allgemeinwohl da.

Sach´ bloß?

Als ob es die Abgrenzung der Nachhaltswirtschaft Jagd von den anderen Nachhaltswirtschaften Wald, Feld usw. mit den Mitteln des Rechts nicht schon seit jeher nicht nur gäbe, sondern seit Jahrzehnten als hegerische Aufgabe der „Jäger und Jägerinnen“ nahezu ausnahmlos so gesehen und anerkannt würde. Wo war denn der Herr Minister bisher? Kann man sich auch deshalb fragen, weil er sich gleich anschliessend ein bißchen in den Setz- und Brutzeiten verheddert – kann ja mal vorkommen. Und bei aller Schwammigkeit scheint er auch grundsätzlich gegen die Jagd in Naturschutzgebieten zu sein – mit der schönen Einschränkung, dass die Jagd dann erlaubt sein soll, wenn sie dem Naturschutz dient. Na klar, Herr und Knecht, sozusagen.

Bei der Frage des Verhältnisses von Jagd und Naturschutz hält sich der Herr Minister dann bemüht bedeckt. Man kennt das ja. So richtig hält er uns Jäger jedenfalls nicht für Naturschützer. Und dann findet er auch noch die unsägliche Jagdsteuer gut. Das passt!

Angesichts der politischen Lage in seinem Land kann man nur hoffen, dass er für vieles, was er verwirklichen möchte, keine Mehrheit findet.

Dr. Wolfgang Lipps
JUN.i Institut für Jagd Umwelt und Naturschutz
Geschäftsführer

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