Krise der Massentierhaltung – Chance für die Jagd?

Der seit Jahren andauernde Widerstand gegen die Massentierhaltung nimmt in letzter Zeit zu und kulminiert im Vorfeld und jetzt während der „Grünen Woche“. Zu einer Demonstration gegen Massentierhaltung, Gentechnik und das geplante Handelsabkommen mit den USA (TTIP) sind zu Beginn der Grünen Woche nach Veranstalterangaben rund 50.000 Menschen auf die Straße gegangen, aufgerufen von rund 80 Verbänden. Internationale Experten und Agrarminister aus ca. 70 Ländern trafen sich in Berlin und sprachen über Welternährung und nachwachsende Rohstoffe.

Ein besonderes Thema bilden die durchweg übertriebenen Antibiotika-Abgaben an Mastvieh, die unter anderem, aber nicht nur durch falsche Massentierhaltung ausgelöst werden und zunehmend dazu führen, dass Menschen erkranken und sterben, weil Erreger resistent geworden sind. Bundesgesundheitsminister Gröhe sagt selbst, dass jährlich 15.000 Menschen in deutschen Kliniken sterben, weil sie mit Erregern infiziert werden, gegen die kein Mittel mehr hilft. Blauäugig-hilflos ruft er in der „Rheinischen Post“ dazu auf, „die weltweite Ausbreitung von Antibiotika-Resistenzen zu stoppen“. Die allerdings stammen sowohl aus der Medizin als auch ganz besonders aus der Tierzucht, aber die Beteiligten scheinen die „Rheinische Post nicht zu lesen, oder?Pillen

Inzwischen stimmen auch Grüne und SPD-Politiker in die Protestrufe ein. Sie werden von den Bürgern dazu getrieben. Am 14. Januar 2015 überreichte eine Bürgerinitiative dem brandenburgischen Landtag 34.000 Unterschriften und prangerten insbesondere an, dass in Brandenburgs großen Schweinemastanlagen und Hühnerbatterien permanent und vorsätzlich grob gegen den Tierschutz verstoßen wird. Tierschutzverbote werden ständig unterlaufen. Tierschutzauflagen und Emissionsschutzgesetze werden einfach nicht eingehalten. In einer Anhörung im Landtag äußerten sich zahlreiche Wissenschaftler höchst negativ über die bedenklichen Auswirkungen der modernen Tierzucht und bestätigten die Vorwürfe der Unterzeichner der Petition.

Der Handel hat die Signale aufgenommen. Große Handelsketten (Aldi, Lidl und Edeka sowie andere), Landwirte und Teile der Fleischindustrie haben die „Initiative Tierwohl“ gegründet und einen Fonds gestartet, in den 4 Cent je verkauftes Kilo Fleisch eingezahlt werden. Die erwarteten 85 Mio € sollen für die Verbesserung der Tierhaltung verwendet werden, wobei Mindestanforderungen aufgestellt wurden, die jeder Landwirt erfüllen muss, wenn er Mittel aus dem Fonds erhalten will. Das ist alles bestenfalls gut gemeint, aber bislang noch schlecht gemacht und wahrscheinlich wirkungslos, zumindest aber völlig ungenügend, wie auch schon der Bundesverband Verbraucherzentralen gemerkt hat. Zahlen muß in jedem Fall der Verbraucher.

Noch reagiert die Politik nicht oder ungenügend oder schlicht ablehnend.

Die Grünen, immer für Paukenschläge gut, auch wenn sie mal daneben gehen wie der Verggie-day, haben im Bundestag einen Antrag „Die Zukunft der Tierhaltung – artgerecht und der Fläche angepasst“ eingebracht, der einigermaßen radikale aber durchaus bedenkens- und diskussionswürdige Vorschläge enthält – verlangt werden zum Beispiel Flächenbindungen für Tierhaltungsanlagen,  absolute und feste Bestandsobergrenzen, eine bundesweite Filterpflicht für große Mastanlagen, gesetzlich vorgeschriebene Anteile von Eigenfutter in der Veredelung sowie ein Verbot gentechnisch veränderter Futtermittel.

Der Bundeslandwirtschaftsminister hatte noch kürzlich mild empfohlen, „aus den Ecken und Kanten herauszukommen und miteinander zu reden“. Aber kaum verlangen die Grünen mal etwas, soll natürlich nicht mehr geredet werden; der CDU-Abgeordnete Stier hält den Antrag bei der ersten Lesung, militärisch pointiert, für einen „Generalangriff auf die deutsche Land- und Ernährungswirtschaft“ und der CDU-Abgeordnete Mahlberg sieht „Ignoranz gegenüber fachlicher Kompetenz“ – wobei er sicherlich die kompetenten Fachleute meint, die z. B. in Brandenburg bewusst gegen alle gesetzlichen Vorgaben verstoßen und Verbote unterlaufen, siehe oben! Die SPD-Abgeordnete und Tierschutzbeauftragte Jantz fragt leutselig, was es einer Kuh wohl hülfe, wenn sie zwar nur noch mit 15 Kühen im Stall steht, aber angebunden ist.

Und was der feinsinnigen Rhetorik mehr ist.

Das zeigt, dass diese Auseinandersetzung um tier- und artgerechte Haltung und den Schutz der Tiere und vor allem des Menschen vor schädlichen Auswirkungen der modernen Viehwirtschaft und ihrer zahlreichen unangenehmen Nebenerscheinungen noch lange weitergehen wird – zuviel Profit steckt darin!

Aber: uns Jäger sollte das ermutigen!

Wieso?

wildbretNun – die potenzielle Kundschaft für unser hervorragendes Lebensmittel, das Wildbret, wird erkennbar immer größer, je mehr Menschen sich von der modernen Fleischwirtschaft abwenden, ohne gleich zu Vegetariern oder Veganern zu werden. Wildbret ist ausgezeichnetes Fleisch. Wir haben das schon vor Jahren in diesem Jagdrechtsblog in der Rubrik „Jagen, Feiern und gut essen“ und dort unter „Wildbret – dies und das“ ausführlich dargelegt. Klicken Sie sich da einfach rein.

Wir sagen dort insbesondere:

Man sollte bedenken, dass Wildtiere bei aller Problematik das, was der größte Teil der Schlachttiere aufzuweisen hat, nicht haben und was sich für uns Verbraucher positiv auswirkt: keine Antibiotika, die in der industriellen Tierhaltung jedem Tier bis zu 24 mal verabreicht werden, bevor es geschlachtet wird und bei uns auf den Tisch kommt, kein Cortison, welches Schweinen vor dem Schlachten verabreicht wird, damit das Fleisch schön viel Wasser speichert, kein Ekelfutter, dessen Bestandteile sich ja auch im Fleisch auf unserem Tisch wieder finden.

 Wildtiere leben in Freiheit in großen Revieren und kommen deswegen so gut wie nie mit ihrem eigenen Kot in Berührung. Bei Schlachttieren sieht das ganz anders aus. Wildtiere sterben, wenn der Schuss gut platziert ist, auf der Stelle, ohne tagelange Ängste auf Transporten und in Schlachthöfen zu erleiden. Und nicht zuletzt werden Wildtiere nicht so unbeschreiblich gequält, wie das bei dem Schlachtvieh der Fall ist

 Im Vergleich zur Haustierschlachtung erfolgt das Ausweiden erlegter Wildtiere zumeist in freier Natur. Jeder gute Jäger wird dabei sorgfältig jede Verunreinigung vermeiden, das sauber versorgte Stück sorgfältig in die Wildkammer transportieren, es wenn überhaupt nur mit klarem Wasser auswaschen und dann in hygienische einwandfreier Umgebung langsam herunterkühlen lassen.

 Dann hat das Wildbret die höchste Qualität und ist leicht und gut zu verarbeiten.

Zugegeben – viele Verbraucher scheuen vor Wildbret zurück, weil sie entweder schlechte Erfahrungen mit der Qualität gemacht haben oder weil sie glauben, dass Wildbret schwer zuzubereiten sei. Die Qualität ist in der Tat nur gegeben, wenn man bei einer bekannten oder renommierten Bezugsquelle kauft, denn sie entscheidet sich schon vor dem Schuß und sodann bei der Versorgung des Wildes; auch dazu haben wir ausgeführt. Und seriöse Händler von Wildbret lassen dieses untersuchen und zertifizieren.

Dann lesen Sie unsere Wildrezepte und kochen sie nach.

Deshalb gilt für uns Jäger: „Den Köchen die Ehre, dem Schützen der Ruhm“ – und dem Genießer die Freude an gutem Essen!.

Ihr Dr. Wolfgang Lipps