Dieser 2. Preis für den „Dümmsten Brief aller Zeiten“ geht an den ÖJV Sachsen e.V.

Was wir bei unserem vorigen Blogpost noch nicht wussten: um die Ehre, den dümmsten Brief aller Zeiten geschrieben zu haben, herrscht einiges Gedränge. Den 2. Preis räumt der ÖJV Sachsen e. V. ab.

Der hat zur Sitzung des ASP-Krisenstabes einen Brief (am Ende dieses Beitrages abgedruckt) an das zuständige sächsische Ministerium gesandt, der neben den bei diesen Organisationen oft üblichen Deutsch- und Grammatikfehlern Vorschläge enthält, die nicht nur dämlich, sondern dazu auch noch skandalös sind.

Das große Vorbild dieses Vereins, der sich in ÖKjV (Ökologischer Kammerjägerverein) umbenennen sollte – will er doch die „Jagd“ durch „Schädlingsbekämpfung“ ersetzen ! – ist die Tschechische Republik, die nach den Angaben dieser Kammerjäger militärisch gegen das Schwarzwild vorgegangen ist mit dem schönen Ergebnis: „Letztendlich konnten die Schwarzwildbestände damit eliminiert werden“.

Eliminiert“ ist vornehm für „ausgerottet“, oder?

Die tschechischen Methoden schildern die Kammerjäger freudig wie folgt: „Die Erlegung der Sauen wurde von Armee und Polizei mit allen zur Verfügung stehenden technischen Hilfsmitteln gewährleistet. Dazu wurde das Reviersystem praktisch abgelöst und die Staatsbediensteten beauftragt, die Schwarzwildbestände zu eliminieren. Den Staatsbediensteten stand dazu umfangreiche militärische Wärmebildtechnik sowohl auf der Waffe zum Schießen als auch zum Aufklären (wo sich Schwarzwild aufhält) aus Fahrzeugen, Drohnen und Hubschrauber zur Verfügung“.

Die Möglichkeiten für Sachsen gehen unsere ÖKjV-Leute zunächst etwas bescheidener aber nicht minder grauslich – und de lege lata grob rechtswidrig, ja sogar verfassungswidrig (Art. 20a GG) – an und schlagen vor: „Im Bereich des ASP Ausbruches sollte unverzüglich der Tierschutz ausgesetzt werden. Damit würde § 22 BJagdG zum Schutz der Muttertiere ebenfalls ausgesetzt…. Im restlichen Gebiet des Freistaates Sachsen sollte die fahrlässige Tötung von führenden Bachen zur Ordnungswidrigkeit herab gesetzt werden, welche durch die Unteren Jagdbehörden verfolgt werden kann“.

Und dann, nach der Bitte um hohe Abschussprämien und Wildbretübernahme und einiger Dummerhaftigkeiten mehr, kommts verschämt aber deutlich: „Falls die Abschusszahlen in den von der ASP betroffenen Regionen nicht zügig deutlich ansteigen, sollte auch in Sachsen das Reviersystem aufgehoben werden. Es hat sich bei unseren Nachbarn gezeigt, dass erst professionelle polizeiliche und militärische Unterstützung das Schwarzwildproblem auflösen konnte“.

Also bitte mal ranPolizei, Grenzschutz, Bundeswehr mit Drohnen, Nachtzieltechnik und Automatikwaffen! Da graust es der Sau dann wirklich. Uns aber auch!

Lesen Sie selbst. Jäger schießen angeblich zu schlecht und müssten schärfer ausgebildet werden, bevor sie überhaupt einen Jagdschein erhalten; für die ASP-Bekämpfung taugen sie nichts (ausser den Ökos natürlich!)..

Am Schluss lassen unsere ASP-Experten dann die Katze aus dem Sack:

In die Weiterbildung der Jäger sollte mehr investiert werden…. Hier kann der ÖJV Sachsen mit seinem Partnerverband in Brandenburg unverzüglich Aufgaben mit übernehmen und den Freistaat Sachsen unterstützen…. Wichtig ist hierfür aber eine Förderung zu 100 %. Die bisher vom ÖJV Sachsen angebotenen Kurse und Seminare (Schießtraining, Winterkolloquium, Hundeseminare, Waffentechnik) werden nur zu 80 % gefördert,…

M. a. W.: Die Herren (und Damen) des ÖJV – in Sachsen sind´s ca. 100 Mitglieder dieser Gurkentruppe (!) – möchten gern an die Staatsknete ran!

Dafür sind sie bereit, und empfehlen das sogar ihrem Ministerium, unter Bruch des geltenden Rechts alle Grundsätze der Jagdethik sowie der Tierethik und des Tierschutzes über Bord zu werfen (die sie wahrscheinlich aber schon vorher nicht kannten!).

Nur mal am Rande: Grundsätzlich ist die ASP eine natürliche Auslese einer zu hohen Population, tötet (oder immunisiert) rasch und lokal begrenzt und ist für den Menschen und den menschlichen Verzehr unbedenklich. Der Hauptgrund für ihre strenge Bekämpfung ist der Schutz der heimischen Schweine-Industrie; bei dem Ruf und den oft angewandten Methoden dieses Erwerbszweiges kein sehr hehres Ziel! Und dafür sollen Jäger mit technischen Hilfsmitteln und erhöhtem Einsatz Sonderopfer größeren Ausmaßes bringen und der Steuerzahler auch noch für die staatlichen (und nach dem dämlichen Brief polizeilichen und militärischen) Kosten aufkommen, von denen diejenigen, die am Schweinefleisch verdienen, nix, aber auch garnix, selbst übernehmen.

Etwas mehr Augenmaß und Gelassenheit bitte!!!

Aber die ASP ist halt ein beliebtes Feld für dümmliche und andere Profilierungsversuche. Schön nur, dass sich in unserer freiheitlichen Grundordnung jeder Hanswurst zum Horst machen kann, denn „an ihren Früchten kann man sie erkennen“!

Dr. Wolfgang Lipps

Brief ÖJV Sachsen zur ASP

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2 Beiträge

  1. Die Angaben des ÖJV Sachsen entsprechen nicht ganz den Tatsachen. In 6/17 wurde im Gebiet Zlin (CZ) ASP in einem Gebiet von10km
    festgestellt. Eine Fläche von 5o Quadratkilometer wurde zur Sperzone erklärt und 12 Km mit Elektrozaun gesichert.Es gibt inTschechien
    kein Reviersystem sondern Gebiete die dem Forst / Land oder Privatbesitzern gehören. Daher wurde vorrangig durch Mitglieder des Tschechischen Jagdverbandes und dem Forst die Bejagung durchgeführt. Später wurde noch die Polizei um Unterstützung gebeten,
    nicht aber die Armee und auch keine Hubschrauber. Eingesetzt wurden zusätzlich künstliche Lichtquellen, Nachtsichtgeräte und 8 Sauenfänge. Die ASP Freiheit des Gebietes wurde durch die Vereninärbehörde 12/2017 verkündet.
    Um eine weitere Reduzierung der normalen Bestände zu erreichen wurden ab Januar 2018 weitere Abschussprämien von 4.000.- /
    8.000.- kc ausgelobt. Es gab und gibt in diesem Gebiet keine Eleminierung von Schwarzwild sondern eine Bejagung gemäß Anweisung
    der zuständigen Veterinärbehörde.
    Peter-C.Neigenfind, Werneuchen
    Mitglied des Jagdverbandes Pribram CZ

  2. Gratulation zu dem Statement zum ÖJV-Artikel! Eine äußerst angemessene Reaktion!


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